li: Zelko Wiener • Der BODYBUILDER • 1992, ZW2781, Großbilddruck | Acryl | Spannfolie, 500 x 250 cm
Mitte: Nicht realisierte Simulation auf den Klagenfurter Stadtturm im Rahmen von „schräg.SPUREN“ 1996. Die Arbeit durfte der Öffentlichkeit nicht zugemutet werden und wurde damals zum jüngsten Fall von Zensur in Österreich; ZW2820.
re: Zelko Wiener • Der BODYBUILDER (2) • 1992, ZW2789, Großbilddruck | Acryl | Spannfolie, 500 x 250 cm; postume Entdeckung im Nachlass



„Heute denke ich, dass es darum geht, eigene Vorstellungen und Arbeitsvorgaben zu entwickeln und dass der Wunsch nach gesellschaftlicher Resonanz zudem mit viel Arbeit verbunden ist; mit dem Warten darauf ist es also nicht getan. Ich habe entschieden, dass meine Arbeit relevant ist. Das ist die Basis und die Triebfeder meines Tuns.“Zelko Wiener 1998



Zelko Wiener wurde 1953 geboren und verstarb 2006 erst 53jährig überraschend an einem Herzinfarkt. Sein künstlerischer Werdegang begann mit einer schulischen Ausbildung zu Grafik und Fotografie. Anschließend studierte er Malerei an der - damals noch Hochschule genannten - Universität für angewandte Kunst in Wien. Anfang der 1980er-Jahre entdeckte er die Dynamik und künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten binärer Medien und elektronischer Netzwerke. Er agierte im öffentlichen Raum und war Gründungsmitglied der österreichischen Kunst- und Telekommunikationsgruppe BLIX. Damit zählt er zu den ersten Kunstschaffenden, die sich im Bereich Kunst und Telekommunikation engagierten. Er arbeitete mit dem textbasierten Bildschirmmedium BTX und nutzte es bereits als ästhetisches Ausdruckmittel.

Als wesentlicher Aspekt seines Schaffens kann der Umstand gelten, dass er in unterschiedlichen medialen Formaten Arbeiten entwickelte. Seine bildenden Ursprünge liegen in der Fotografie, der Zeichnung, der Kleinskulptur und der Malerei. Sein darauf aufbauendes mediales Werk besteht aus Kunst- und Computervideos, Computeranimationen, Computergrafiken, Digitalen Fotografien und Tafelbildern, Video- und Computerinstallationen (zum Teil in RealTime), aus den frühen Telekommunikationsprojekten und schließlich aus der künstlerischen Arbeit im world wide web.

Zelko Wieners Werk deckt aber nicht nur beinahe dreißig Jahre Entwicklungsarbeit ab, sondern ist auch zwischen den Kunstgattungen angesiedelt. So entstand ein umfangreiches Werk, das gleichermaßen virtuell wie physisch ist. Mit seinen medialen Arbeiten zählt er zu den Medienkunstschaffenden, mit seinem kontinuierlichen Versuch, der Unverbindlichkeit des virtuellen Raumes durch physisch aufgeladene Positionen entgegenzutreten, ist er aber ebenso in Traditionen der Bildenden Kunst zu verorten.

In der Konstruktion seiner seit 1986 ausschließlich binären Arbeiten experimentierte er mit dem digital konstruierten Körper in digitalem Ambiente, mit realen Körpern in konstruiertem Umfeld oder konstruierten Körpern in scheinbar realer Natur. Thematisch zieht sich – formatunabhängig – auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Männerbild durch sein Werk. Damit verknüpft galt sein Interesse der Frage nach emotionalen Befindlichkeiten und Veränderungen in mediatisierten Gesellschaften, dem Spannungsfeld von Nähe und (medialer) Distanz wie auch von Innen- und (medialer) Außenwelt.

Im Vordergrund seines Werks stehen Menschen, die durchwegs um ihre Orientierung ringen. In den einzelnen Werkphasen wurden dabei unterschiedliche Themen aufgenommen. Seine letzte Auseinandersetzung galt der Vergänglichkeit mit ihren Implikationen von Werden und Vergehen, dem Umgang mit kulturellem Erbe und daraus entstehenden individuellen wie gesellschaftlichen Identitäts- und Sinnstiftungsmomenten.

Die hier vorliegenden Bildtafeln sollen einen ersten Eindruck dieses Werkes erlauben. Längerfristig soll mit der Online-Datenbank auch das gesamte Werk öffentlich zugänglich werden.

Ursula Hentschläger
Wien 2012